Schlagwort: monolog

Quintus, Legionär und ehemaliger Schlecher Schüler

Die Abendsonne wirft ihr letztes Licht auf zwei Legionäre, die nebeneinander stehen.“Ich mein, weißt du, was ich meine? Das hier ist schon ruhiger, wir schlafen in echten Häusern und haben auch immer unsere Verpflegung, aber irgendwie fühlt sich das schon ein wenig schäbig an! Es stimmt schon, das ewige Marschieren brauch ich eh nicht, kannst du dich damals erinnern, als wir da vor ein paar Jahren in Germanien waren, gegen die Marser oder waren es die Brukterer, keine Ahnung, ich konnte die nie auseinanderhalten. Waren ja alles Wilde! Ein Dorf kleiner und verdreckter als das andere. Wo wir da Tage oder gar Wochenlang durch den Wald gehatscht sind. Hätte ich keine Sandalen getragen, hätte das Blut aus meinen Blasen sicher meine Füße für immer Rot gefärbt. Stell dir die Blicke vor, wir kommen zurück nach Rom und können jeden Kameraden daran erkennen, ob seine Füße rot sind. Witziger Gedanke, wie auch immer! Das Marschieren ist ja gar nicht das, was mir fehlt, aber damals im Norden, da hatten wir halt noch irgendwie Feinde. Also so echte Feinde. Verstehst du was ich meine! Da marschierst du zwar stundenlang durch den nassen, dunklen, kalten Wald, aber dann bekommst du wenigstens eine Feldschlacht. Aber hier? Nichts als Sand, heiße Luft und Leute, die dich eindeutig hier nicht haben wollen. Aber weil du ihre Streitkräfte schon geschlagen und ihre Bevölkerung massakriert hast, können sie sich eh gar nicht wehren, höchstens aus dem Hinterhalt. Also was machst du den ganzen Tag Gaius? Richtig, du stehst irgendwo Wache, patrouillierst durch die Gegend oder beaufsichtigst irgendeine Hinrichtung oder zwei. Besäufst dich mit deinem geringen Sold in irgendeiner runtergekommen Spelunke mit billigen Wein und wünschstest, du wärst in der Schule noch schlechter gewesen, damit du nicht jeden Tag zählen könntest, bis dein ganzer Scheiß-Dienst endlich vorbei ist und du zurück nach Rom kannst. Jetzt mal ehrlich Gaius, hast du dir das so vorgestellt? Als unsere Ausbildung losging, wollte ich eigentlich nur direkt in die Schlacht, um große Heldentaten im Namen unser aller Mutter, Rom, zu erringen. Dann standen wir Seite an Seite in der Schildkröte im Schlachtengetümmel und das einzige was ich wollte ist an einen ruhigen Ort zu kommen, und jetzt, jetzt bin ich an diesem Ort und eigentlich will ich die ganze Zeit nur zurück nach Rom, zurück zu Julia, was täte ich um wieder in den Schulbank zu sitzen und Julia dabei zuzuschauen, wie sie den Magister vollstrebert oder mit dir übers Forum zu ziehen. Ich will eigentlich nur in Ruhe und Frieden, mit meinen Freunden bei einem guten, ach was, scheiß aufs Gut, bei einem akzeptablen Becher Wein sitzen und ein wenig das Leben genießen. Aber stattdessen stehe ich noch weitere 7 Jahre, 3 Monate, 2 Wochen und 6 Tage in dieser schweren Rüstung in der heißen Sonne und verbreite den Ruhm Roms. Hoffentlich wenigstens an deiner Seite Gaius! Aber jetzt ist es wenigstens gleich Abends, Befehl aus dem Lager ist es den armen Kreaturen da oben auf den Kreuzen die Beine zu zerschlagen, damit sie es hinter sich haben, aber vergiss den Mittleren, der ist schon hin!”